Irene Schubiger
«The Two of Us»
Vernissage: Do. 25. November | 18–20 Uhr
26. November 2021 bis 20. Januar 2022
Mit der Berner Künstlerin Irene Schubiger eröffnet Satellit im November die letzte Ausstellung des Jahres. Die Künstlerin findet ihre Inspiration im Alltag und arbeitet vorwiegend mit einfachen Materialien. Durch bewusste Verschiebungen eröffnet sie neue fantastische und poetische Welten. Die Objekte entwickeln untereinander ein dialogisches Zusammenspiel, in das die Besucher*innen miteingeladen werden. Die menschliche Existenz, mit ihrer ganzen Gefühlswelt und Fragilität bildet für Irene Schubigers künstlerische Arbeit Nährboden.
Freundschaft
Eine Schachtel aus Holz und ein prall gefüllter Sack sind mit einem geknickten Kartonrohr verbunden. So als würden sie sich damit die Hand geben wollen, nehmen die «Freunde» – wie Irene Schubiger sie nennt – mittig im Ausstellungsraum des Kunstraums Satellit Platz. Sinnbildlich stehen sie für die bewusste Komposition von Objekten und Fotografien: Eine Freundschaft unter Alltagsgegenständen.
Die Formation sowie das sich daraus entwickelnde Zusammenspiel sind entscheidend. Dies sowohl unter den einzelnen Werken wie auch mit den Betrachter*innen selbst. Denn obwohl sich die Objekte einer klaren Zuordnung entziehen, scheinen wir bei längerer Betrachtung eine Empathie zu entwickeln. Wie beim Prozess der Vermenschlichung, den wir womöglich aus Tierdokumentationen kennen. Gekonnt schafft es Schubiger, den einzelnen Arbeiten Charakterzüge einzuhauchen, sie gar zum Leben zu erwecken. Durch ihre Experimentierfreudigkeit und unbeschwerte Herangehensweise lässt die Künstlerin die Mischwesen heiter und fröhlich sowie frech oder neckisch erscheinen.
Realitätsverschiebung
Es sind wohlbekannte Alltagsgegenstände, die Schubiger als Ausgangslage nutzt und welche Anspielungen an das häusliche Umfeld generieren. Im Vorfeld stehen die leise Ahnung und Intuition der Künstlerin, wohin die Reise gehen wird. Das Unterlaufen unserer Vorstellungen und Erwartungshaltungen gehört dabei zum wesentlichen Kern ihrer Arbeit, wie auch die dadurch entstehende Realitätsverschiebung. So entstehen in den Visualisierungen leichte Verrückungen oder bewusste Umkehrungen der Ursprungsdimensionen. Damit eröffnet Schubiger ein weites und dynamisches Feld, das mit neuen Assoziationen, Ahnungen und eigenen Geschichten gefüllt werden kann.
Irene Schubiger bringt ein profundes Form- und Materialwissen mit, das sie unter anderem in ihrer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Zürich erlernt hat. Die Undefinierbarkeit in ihrem Werk ist augenscheinlich. So balanciert die Künstlerin stets an der Grenze von Abstraktion, konkretem Gegenstand und angedeuteter Figuration. Gleichzeitig bricht sie mit ästhetischen Konventionen und gibt dem Zusammenspiel von Perfektion und Zufälligkeit Raum. Die menschliche Existenz und die damit verbundene Gefühlswelt und Verletzlichkeit sind zentrale Elemente in ihrem Schaffen.
Irene Schubiger (*1948 in Näfels, lebt und arbeitet in Reichenbach b. Bern) schloss 1973 die Fachklasse Textil an der Kunstgewerbeschule Zürich ab. Seit den 1980er-Jahren ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. 2006 erhält sie für ihren innovativen Umgang mit Material den Kunstpreis des Kantons Glarus. Ihre Arbeiten werden in unterschiedlichen Kontexten gezeigt, u.a. in Einzelausstellungen in der Galerie annex14 in Zürich, in der Galerie Wilfried von Gunten in Thun oder dem Kunsthaus Glarus. In Gruppenausstellungen war sie u.a. im Calvinhaus Bern (2021), im Kunstmuseum Olten (2019) oder in der Stadtgalerie Bern (2018) präsent. Die Künstlerin ist im Programm der Galerie annex14 vertreten.
ireneschubiger.ch